Kurzführer Filmschnitt: Montage und Schnitttechniken

The L-cut and J-cut in this sequence make the transition between speakers feel natural.

Die wichtigsten Videoschnitte im Überblick

Kaum ein Film oder ein längeres Video kommt ohne Filmschnitte aus, die verschiedene Aufnahmen miteinander kombinieren oder innerhalb einer Aufnahme gesetzt werden. Das macht die Schnitttechnik zu einem der wichtigsten ästhetischen Mittel zur Gestaltung eines Films oder Videos. Für den Filmschnitt gibt es mittlerweile eine Reihe von etablierten Schnitttechniken und Montageformen. Wir geben Ihnen einen Überblick über wichtige Techniken beim Filmschnitt und erläutern, wann sie zum Einsatz kommen können.

Schnitt und Gegenschnitt

Beginnen wir mit einer der häufigsten Technik beim Filmschnitt. Beim Schnitt und Gegenschnitt oder Schuss und Gegenschuss sehen wir eine ablaufende Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln oder Aufnahmerichtungen. Das kann eine Person sein, die sich im Hausflur ankleidet und die Tür öffnet, um hinauszugehen. Dann folgt der Gegenschnitt und wir sehen die gleiche Person nun in einer Außenaufnahme aus der Tür auf die Straße treten. Intuitiv verstehen wir die montierte Filmszene als kontinuierliche Handlung und erkennen, dass es sich um die gleiche Person handelt. Eine häufige Anwendung von Schnitt und Gegenschnitt sind Dialoge. Zunächst wird der Sprechende gezeigt und im Gegenschnitt das Gesicht des Gesprächspartners, der vielleicht zuhört, während wir das Gesagte weiter hören, oder der selbst anfängt zu sprechen.

Formal-Schnitt / Match Cut

Mit Match Cut wird eine Montagetechnik im Film bezeichnet, bei der eine Bewegung oder Form im Bildzentrum einer Aufnahme in der nächsten Aufnahme fortgesetzt wird. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern match = zusammenpassen oder übereinstimmen und cut = Schnitt zusammen. Match Cuts stellen eine Verbindung zwischen verschiedenen Aufnahmen her, die zeitlich oder räumlich getrennt sind. Da aber Elemente wie Bewegungen, Handlungen oder Formen von einer Einstellung in die nächste Einstellung übernommen werden, wird der Eindruck von Kontinuität erzeugt und ein zunächst nicht vorhandener Zusammenhang zwischen zwei verschiedenen Szenen oder Aufnahmen hergestellt. Ein bekanntes Beispiel für einen Match Cut ist die Eröffnungssequenz von 2001: Odyssee im Weltraum, in der aus der Bewegung eines fallenden Knochens per Match Cut ein fahrendes Raumschiff im All wird.

Jump Cut

Der Jump Cut (jump = springen, cut = Schnitt) bezeichnet einen Filmschnitt, bei dem der mittlere Teil einer Aufnahme entfernt und die beiden Enden wieder zusammengefügt werden. Dabei bleiben Bildausschnitt, Kameraposition und -distanz gleich. Meist ist ein Jump Cut sehr deutlich zu sehen und vom Filmemacher beabsichtigt. Er soll irritieren oder zumindest die Aufmerksamkeit wecken. Mit einem Jump Cut können z. B. Zeitsprünge ausgedrückt oder die Erzählgeschwindigkeit erhöht werden.

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Bewegungsschnitt / Cut in Action

Bei einem Bewegungsschnitt wird in eine Bewegung innerhalb einer Szene geschnitten, um die Blickrichtung oder Distanz zur Aufnahme zu ändern. Ziel des Bewegungsschnittes ist, den Filmschnitt möglichst unauffällig zu platzieren, z. B. an einer Stelle, bei der der Zuschauer das Ziel oder Ergebnis der Bewegung vorausahnt. Wir sehen z. B., wie eine Person ein Hemd anzieht und den Arm hebt, um das Hemd zuzuknöpfen. Noch in der Armbewegung wird ein Bewegungsschnitt gesetzt und wir sehen nun in Nahaufnahme die Hand der Person, wie sie die Knöpfe schließt.

Parallelschnitt / Kreuzschnitt / Wechselschnitt

Beim Parallelschnitt wird zwischen zwei oder mehreren Handlungen kontinuierlich hin und her geschnitten. Dadurch werden räumlich voneinander getrennte Aufnahmen miteinander in Verbindung gebraucht und ein Zusammenhang hergestellt. Die im Parallelschnitt gezeigten Handlungen oder Ereignisse können gleichzeitig oder auch zu verschiedenen Zeiten stattfinden.

Ersatz-Schnitt

Beim Ersatz-Schnitt wird statt der Haupthandlung eine bildlich oder inhaltlich verwandte Szene gezeigt, die den Inhalt der fortschreitenden Haupthandlung symbolisiert. Z. B. kann statt einer Liebesszene ein Feuerwerk per Ersatz-Schnitt eingefügt werden.

Kausal-Schnitt

Beim Kausal-Schnitt sehen wir zwei Aufnahmen, die inhaltlich zusammenhängen, jedoch wäre die zweite Aufnahme nicht oder schwer verständlich, würde die erste Aufnahme fehlen. Sie sehen z. B. in der ersten Szene, wie ein Autofahrer telefoniert. In der zweiten Szene kommt es zum Unfall, der durch einen lauten Knall angekündigt wird. Durch die erste Szene verstehen Sie die Umstände des Unfalls, der in der zweiten Szene gezeigt wird.

Split Screen

Bei einem Split Screen sind eine oder mehrere Aufnahmen gleichzeitig in einem aufgeteilten Bildschirm zu sehen – ähnlich der Anzeige mehrerer Überwachungskameras in einem Bild. Der Split Screen kam in den 1920er Jahren auf und war besonders in den 1960er und 1970er Jahren beliebt. Aber auch heute noch werden Split Screens verwendet, um mehrere Ereignisstränge gleichzeitig zu zeigen.

Akustische Klammer (J-Schnitt oder L-Schnitt)

Eine akustische Klammer verbindet zwei voneinander getrennte Szenen durch die Audiospur. Bei einem L-Schnitt ist das Audio der vorherigen Szene in der Folgeszene zu hören. Stellen Sie sich vor, Sie hören noch den Knall eines Unfalls, sehen aber bereits den Verletzten im Krankenbett liegen. Ein J-Schnitt ist die Umkehrung eines L-Schnitts. Das Audio aus der nächsten Szene ist bereits zu hören, wenn das Filmmaterial der vorherigen Szene zu sehen ist. Sie sehen beispielsweise, wie eine Clique auf dem Weg zu einem Club ist, und hören schon die Musik, die erst im nächsten Schnitt akustisch zum Geschehen passt. Die Bezeichnung J- und L-Schnitt leitet sich vom Aussehen der bearbeiteten Audio- und Videospur im Filmeditor ab.

Regeln der Filmmontage

Neben diesen Schnitttechniken gibt es einige übergreifenden Montageprinzipien, die wir hier ebenfalls erwähnen wollen:

1.     Keine leeren Bilder in der Szene

Bei einem Theaterstück beginnen oder enden Szenen häufig mit einer leeren Bühne. Ähnlich verhält es sich beim Film. Ein leeres Szenenbild kann dort eine neue Szene einleiten, den Abschluss einer Handlung symbolisieren oder am Ende einer Bewegung stehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass innerhalb einer Szene oder eines Handlungsstrangs leere Bilder oder eine leere Bühne vermieden werden sollten. Legen Sie also Ihre Filmschnitte innerhalb einer Szene vor dem Verlassen der Darsteller.

2.     Handlungsachse oder 180-Grad-Regel

Die Handlungsachse ist eine imaginäre Hilfslinie, die den gezeigten Raum in zwei Hälften aufteilt. Sie ähnelt der Bühne eines Theaters und entspricht dem Gesichtsfeld der Zuschauer. Es ergibt sich ein Halbkreis, der durch die Position der Kamera und des Filmgeschehens definiert wird und wegen des Winkels auch als “180-Grad-Regel” bezeichnet wird.

Laut 180-Grad-Regel sollten Filmschnitte nur innerhalb des Handlungskreises gemacht werden. Würden wir plötzlich jemanden von links nach rechts durch das Bild gehen sehen, der zuvor von rechts nach links gegangen ist, dann würde uns das verwirren. Noch offensichtlicher ist die Handlungsachse, wenn zwei Personen im Gespräch gezeigt werden. Würde man hier die Handlungsachse verlassen und die Personen nun seitenverkehrt zeigen, dann wäre das irritierend.

3.     Unsichtbarer Schnitt

Der unsichtbare Schnitt ist nicht wortwörtlich ein unsichtbarer Filmschnitt, sondern beschreibt eine Montagetechnik, bei der alle Filmschnitte so vorgenommen werden, dass sie vom Zuschauer nicht bewusst wahrgenommen werden. Ziel ist, dass der Zuschauer sich allein auf die Handlung konzentriert und vergisst, dass er einen Film schaut. Der unsichtbare Schnitt ist in vielen klassischen Hollywood-Filmen vorhanden und erfordert u. a. die Einhaltung bestimmter Regeln, wie den Start einer Szene in der Totalen, die Verwendung von Schnitt und Gegenschnitt in Dialogen und die Beachtung der Handlungsachse und 180-Grad-Regel.

Dies ist nur eine Auswahl von etablierten Techniken des Filmschnitts und von grundlegenden Regeln der Filmmontage. Wir hoffen, Sie dienen Ihnen als Inspiration zur Bearbeitung Ihres Videomaterials.

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